Das Gerede von der grundlegenden Position, die die Heimat in der Produktion der Exilliteraten, Prosa-Schreiber und Dichter, eingenommen hat, ist überhaupt nichts Neues. Es existieren universitäre Thesen und verschiedene Bücher, Studien und Artikel, die dieses Thema behandelt haben und es so weit erarbeitet haben, dass sie es ausgeschöpft haben oder beinahe ausgeschöpft haben.
Der Fehler dieser Ansätze liegt im Allgemeinen jedoch darin, dass das Thema dort folkloristisch behandelt wurde, da sie sich auf das emotionale Gemüt der im Exil Lebenden konzentrierten, insofern als sie weit entfernt von der Heimat lebten, sich weiterhin nach ihr sehnten, ihre Erinnerungen an sie im Kopf hatten und nach den Orten der Kindheit und den Spielplätzen der Jugend schmachteten.
Diese Sentimentalität, instinktiv bis zu einem hohen Maß, ist allerdings nur die oberflächliche Kruste, die den Körper der Heimat bedeckt, so wie es eine große Anzahl an im Exil lebenden Literaten sehen.
Davon ausgehend ist das Hauptziel dieses Ansatzes nun, den wahren und tiefgreifenden Aspekt vom Abbild der Heimat in der Literatur der im Exil Lebenden zu untersuchen.
Vielleicht übertreibe ich nicht, wenn ich sage, dass die wahre Heimat, die wir in den Schriften der Exilliteraten einsehen können, überhaupt nicht stark mit der folkloristischen Heimat verbunden ist, die von den fragilen emotionalen Romanzen verallgemeinert wurde.
Diese Sentimentalität, instinktiv bis zu einem hohen Maß, ist allerdings nur die oberflächliche Kruste, die den Körper der Heimat bedeckt
Der äußere Aspekt von der Beziehung der im Exil Lebenden mit ihrer Heimat, durch den emotionalen Spiegel, kann nämlich nicht mit dem Inneren und verborgenen Aspekt verglichen werden, weder hinsichtlich der Wichtigkeit, noch des Einflusses, noch des Schmerzausmaßes.
Ich denke nicht, dass ich auf die Sehnsucht aufmerksam machen brauche, die in den Herzen der im Exil Lebenden wie Rashid Ayoub (1871-1941) herrscht, der sagte:
„Oh Schnee, du hast meine Kummer entfacht
Du hast mich an meine Leute im Libanon erinnert“
Oder Elia Abu Madi (1890-1957), der nach einer langen Abwesenheit im Exil zurückkehrte und zu seiner Heimat mit einem Gedicht sprach, der in aller Munde war, wo er zu Beginn sagt:
„Oh Heimat der Sterne, ich bin hier
Schau, erinnerst du dich an mich?“
Abu Madi selbst nahm die folkloristische Aussage an, die die Intensität der Auswanderung mit der von Natur gegebenen Liebe der Libanesen zur Reise verbindet, denn er sagte:
„Oh Libanon, tadle nicht deine Kinder, die jedes Boot in Richtung Erhabenheit bestiegen haben
Sie haben dich nicht aus Überdruss verlassen, sondern sie wurden zur Jagd auf verborgene Perlen erschaffen“.
Dieser stillschweigende Stolz auf die Liebe des Libanesen zum Abenteuer entleert den Ort vor der Entdeckung allerdings schnell vom wahren Grund der Auswanderung im Allgemeinen, und speziell der Auswanderung von Abu Madi, da er sagte:
„Eine Heimat, in der der Freie machtlos ist
Man sieht ihn unter den Freien noch machtloser
[…] die Ignoranz läuft in ihm und zieht ihren Schwanz hinterher, aus Stolz, aber das Wissen hat damit begonnen still zu laufen
[…] er ist mit der Religion Gottes nicht zufrieden, wenn sie die Herzen vereint, sondern ist mit ihr zufrieden, wenn sie spaltet
Er erlitt einen schweren Schlag und schrie aus, indem er seine Enttäuschung gegenüber seinem Volk verkündete und sagte:
Mein Volk, obwohl ich sie für eine Zeit glücklich machte, hat mir Trauer und Kummer gebracht
Sie versprachen mir, dass wenn ich meine Hand ausstrecke, jeder junge Mann mir seine Hand ausstrecke, […] aber als ich meine Hand ausstreckte und meinen Blick wendete, da fand ich niemanden“.
Vielleicht übertreibe ich nicht, wenn ich sage, dass die wahre Heimat, die wir in den Schriften der Exilliteraten einsehen können, überhaupt nicht stark mit der folkloristischen Heimat verbunden ist, die von den fragilen emotionalen Romanzen verallgemeinert wurde
Ein weiterer im Exil Lebender ist der Dichter Ilyas Farhat (1893-1976). Er ähnelt Elia Abu Madi im Hass auf seine sich gegenseitig im Stich lassenden und unterwürfigen Mitbürger, die im Angesicht der Ungerechtigkeit und Unterdrückung keinen Einwohner bewegen können, indem er sagte:
„Libanon ist im Begriffe aus Trauer zu schmelzen, der Schnee in ihm brennt beinahe
Seine Kinder sind wie ein lebloser Körper
Weder Schmerz noch Hoffnung treibt sie an
Ihre Ritterlichkeit, ihre Ehre und ihr Stolz wurden getötet
Also ist es so, als wären sie getötet worden
Dieser Schrei von ihm nimmt an Intensität und Bitterkeit zu, wenn er die weitläufige Zufriedenheit mit der Demütigung und Unterwürfigkeit bemerkt, denn er sagt:
Ich sehe unter meinem Volk einen demütigen Teil , aber ich fürchte, dass der Teil zum Ganzen wird.
Der Essig kann zwar kein Wein werden, jedoch kann der Wein zu Essig werden“.
Beachtlich ist, dass Farhat, der die Zustände der sich gegenseitig im Stich lassenden Menschen in seinem Land kritisiert, mit den Zuständen der im Exil lebenden Kinder der Auswanderer, die die Sprache ihrer Vorfahren nicht verstehen, nicht zufrieden ist. Der Bruch ist nämlich zweifach: Ablehnung gegenüber dem Zustand von der Heimat der Vorfahren und Ablehnung gegenüber dem Zustand vom Niveau der Kinder:
„Mit unseren Kindern verband uns eine Sprache
Nicht die Geistreichen verbanden uns mit unseren Kindern
Wenn wir unter ihnen ein eloquentes Wort sagen, dann wiederholen sie es in der Sprache des Papageis!“.
Der städtische Dichter Qaisar Salem al-Khauri (1891-1977) bringt diese Zerrissenheit zwischen Vorfahren/ Vergangenheit/ Heimat und Kindern/ Gegenwart/ Exil mit tiefgreifender Ratlosigkeit zum Ausdruck, als er über Brasilien spricht:
„Oh Brasilien, würde mich mein Land eines Tages rufen, dann gäbe es keine Entschuldigung für mich, außer zu reisen.
Ich weiß nicht, wo ich doch bereits meine Nachkommen auf dir gepflanzt habe, ob ich zurückkehren oder auswandern würde“.
Diese riesige Ratlosigkeit befällt auch einen weiteren im Exil lebenden Dichter, nämlich Nasib Arida (1887-1946), der einräumte, in seinem Land unter den beiden bittersten Dingen gelitten zu haben. Trotz dessen möchte er zurückkehren, aber seine Umstände ermöglichen ihm dies nicht. Er bringt diesen Strudel zum Ausdruck, indem er sagt:
„Ich liebe mein Land, obwohl ich nicht entspannt in seinen Armen schlief
Wie sehr stöhnte die Seele aus Verzweiflung
Und wie sehr Lasten ihre Kummer auf ihr
Sie möchte zu ihrem Nest zurückkehren, aber sie kann nicht zurückkehren“.
Was den Dichter Fawzi al-Malouf (1889-1930) angeht, so war seine Zerrissenheit fortwährend, denn er ist zwar mit seinen Leuten in seiner Heimat verbunden, hasst jedoch die zerstreuenden Umstände seines Landes. Er sagt:
„Ich schwöre bei meinen Leuten, ich habe meine Leute nicht gerne verlassen. Sie sind meine Rücklage und meine Stütze, aber ich verabscheute es in meiner Heimat als Sklave zu leben, wo ich doch unter den Edelherren war“.
Sein Bruder, der Dichter Shafiq al-Malouf (1905-1977), trinkt von derselben Quelle, da er unter den Erinnerungen der Enttäuschung und der Härte der Umstände in seiner Heimat litt, obwohl er es in Richtung Brasilien verließ. Er sagt:
„Meine Heimat ist die Heimat des Fremden und ich besitze von ihr nicht einmal Kieselsteine und Erde.
Ihre Wasserstelle ist im Mund des Fremden und ich begab mich zu einer Wasserstelle, aber fand nur eine Luftspiegelung“.
Dieser Zustand der Demütigung in der besetzten und ausgenutzten Heimat ist das, was einen weiteren im Exil Lebenden, den Dichter, Prosa-Schreiber und Philosoph Mikhail Naimy (1889-1988), dazu brachte, seine größte Enttäuschung in seinem Gedicht „nach dem Krieg“ zum Ausdruck zu bringen, insofern als er im letzten Abschnitt sagt:
„Mein Bruder! Wer sind wir? Es gibt weder eine Heimat, noch Leute, noch einen Nachbarn.
Wenn wir schlafen und wenn wir aufstehen besteht unser Gewand aus Schande.
Das Diesseits verrottete in uns, genauso wie unsere Toten verrotteten.
So gib mir die Schaufel und folge mir, damit wir einen weiteren Graben schaufeln, in dem wir unsere Lebenden begraben können“.
Möglicherweise gibt es einen tiefgreifenden Grund für all diese Bitterkeit, die die meisten Exildichter in ihrer nicht emotionalen Ansicht gegenüber der Heimat befällt.
Liegt es daran, dass sie weit entfernt sind und mit Theorien und „durch eine Brille“, wie man sagt, kämpfen? Oder liegt es daran, dass sie keine Einsicht haben in die Fakten, so wie sie sind, im Zeitalter der langsamen Kommunikation und der kalten Berichterstattung durch die Entfernungen?
Selbst Gibran Khalil Gibran (1883-1931), der sich rühmt zu einer Heimat namens Libanon zu gehören: „Ich bin Libanese und stolz darauf“, litt darunter seine Leute gedemütigt, träge und hilflos zu sehen.
„Oh meine Leute, ich rief euch in der Ruhe der Nacht, um euch den Vollmond und das Ansehen der Sterne zu zeigen. So seid ihr erschrocken aus euren Betten gekommen und habt eure Schwerter und Lanzen ergriffen und sagtet:
Wo ist der Feind, damit wir ihn zum Fall bringen können?
Am Morgen, als der Feind mit seinen Pferden und seinen Männern kam, habe ich euch gerufen, aber ihr seid nicht aus eurem Schlaf gekommen.
Ihr, oh meine Leute, wurdet als unfähige alte Männer geboren und hierauf wurden eure Köpfe klein, eure Häute zogen sich zusammen und ihr wurdet zu Kindern, die sich im Schlamm wälzen und sich gegenseitig mit Steinen bewerfen“.
Amin al-Rihani (1876-1940) tadelt die Entfernung und die Abspaltung der im Exil Lebenden vom echten Puls des Volkes, was bei ihnen all diese Bitterkeit auslöste. Al-Rihani sagt:
„Ihr im Exil schießt eure Kanonen in die Luft. Kehrt zur Heimat zurück, wenn ihr die Heimat wirklich liebt. Strengt euch an, zusammen mit denjenigen, die sich anstrengen, hungert, zusammen mit den Hungernden, und geht zusammen mit den Rebellen in die Gefängnisse. Hier, mein Bruder, ist der Arbeitsplatz, nicht in New York, São Paulo oder Buenos Aires“.
Es ist das dunkle Abbild. Es ist der andere Aspekt der Beziehung von Exilliteraten zu ihrer Heimat. Manchmal ist der andere Aspekt wahrhaftiger und stärker im Ausdruck als der äußere Aspekt!
Prof. Dr. Georges Trad